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Du bist Petrus – Der Fels

Predigt von Mutter Mechthild im Rahmen der Fastenandachten zum 3. Fastensonntag in Vierzehnheiligen.
Datum:
Veröffentlicht: 11.3.24
Von:
mai

Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Mt. 16,18 ff

Guter Gott, erfülle Du mich jetzt mit deinem Hl. Geist, damit er mir den Schlüssel gebe, die Herzen derer zu öffnen, die jetzt auf dein Wort hören wollen, damit er mir den Schlüssel geben wolle, dein Wort in ihre Herzen einzupflanzen, damit er mir den Schlüssel geben möge, dein Wort in ihren Herzen wachsen und reifen zu lassen. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus spricht zu Petrus: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.“

Schon sehr oft ist über diese Worte gepredigt worden, haben sich Menschen über diese Worte Jesu Gedanken gemacht. Viel wurde über sie diskutiert und sich auch darüber aufgeregt. Jesus weiß darum, dass er sterben wird. Er spricht diese Worte auf dem Weg nach Jerusalem, auf dem Weg dorthin wo er bald verurteilt werden wird und auf grausamste Weise sterben muss. Jesus weiß, dass er die Menschen nicht wie Schafe ohne Hirten zurücklassen darf und kann. Menschen brauchen Vorbilder, brauchen wegweisende Worte, brauchen Trost und Ermutigung. Jesus setzt Petrus dazu ein, ihn auf Erden weiterhin zu vertreten. Das Wort: „Du bist der Fels“ weist darauf hin, dass es Anfragen und Kritik geben wird, ja Widerstände und Aufstände. „Du bist Petrus, der Fels und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen! Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreiches.“ Wohl ein sehr hoher Anspruch. Was diese Worte alles für Petrus bedeuten mögen, das kann er in diesem Moment bestimmt nicht fassen, sich unmöglich vorstellen. Ob er es überhaupt irgendwann einmal ganz fassen konnte! Was mag Petrus in diesem Moment und auch danach gefühlt haben? Wir wissen es nicht. Der Maler August Palme hat das Bild hier in der Basilika von Vierzehnheiligen unter der Orgelempore 1867 nach seinen Vorstellungen gemalt: Petrus empfängt diesen Schlüssel ganz demütig. Er kniet nieder und schaut Jesus voll Vertrauen an. Er erwartet die Kraft von ihm. Sein Blick ist ganz auf ihn gerichtet. Jesus schaut ihn auch an, Petrus hat Jesu Ansehen. Das tut gut, gibt Mut und Kraft. Jesus deutet auf Petrus, er ist gemeint und weist gleichzeitig mit der anderen Hand auf das Himmlische Jerusalem. Dorthin geht der Weg für Jesus selbst, für Petrus und für alle Menschen, die Petrus und auch alle anderen, die sein Amt innehaben werden, zu führen haben. Im Vordergrund sind die Farben dunkler, da ist noch einiges zu bestehen, im Hintergrund ist es heller, ein Strahlen ist zu sehen. Jesus selbst strahlt ebenfalls, doch dunkle Farben sind auch zu erkennen. Der Maler mag das nicht im übertragenen Sinn beabsichtigt haben. Es ist wie im wirklichen Leben.

Als mich P. Maximilian um diese Fastenpredigt gebeten hat und ich mir eines der vorgeschlagenen Themen aussuchen konnte, faszinierte mich sofort der Schlüssel.

Der Schlüssel – ein paar Gedanken dazu: In meinem Lesebuch der zweiten oder der dritten Klasse war da eine Geschichte, an welche ich mich noch so ungefähr erinnern kann. Ein Junge fand einen Schlüssel. Er dachte sich, dass dazu ja wohl ein Schloss zu finden sein müsse. Er suchte und grub in der Erde bis er dann tatsächlich ein Kästchen fand. Er steckte den Schlüssel hinein und konnte ihn drehen. Der Schlüssel passte ganz genau, das Kästchen öffnete sich und, und, und … der Leser sollte sich selbst Gedanken machen, was da für wunderschöne Dinge in dem Kästchen waren. Darüber möchte ich jetzt ein paar Gedanken aussprechen. Gehe ich zurück zu unserer Bibelstelle, dann ist hier zuerst einmal der Schlüssel zum Himmelreich. Wollen wir dahin? Was wird uns denn dort erwarten? Der Apostel Paulus schreibt uns im 1. Brief an die Korinther: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und was in keines Menschen Herz gedrungen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben!“ (1 Kor.2,9) Das klingt doch sehr verheißungsvoll! Mit diesen Worten konnte ich schon öfter Sterbende und auch deren Angehörige trösten. Für uns Christen gibt es nach dem Tod noch etwas, noch viel mehr, Größeres, Besseres, Herrlicheres. Beschrieben wird es uns nicht, es ist einfach viel mehr als alles Gute und Schöne hier auf Erden. So wie der Junge auch über den Schatz in dem Kästchen gestaunt hat. Da bleibt eine Spannung, die uns die Sehnsucht danach wohl lehren soll.

Nebenan im Gemälde weist einer auf Petrus hin, wie wenn er sagen möchte: Ja, er ist es, er soll den Auftrag annehmen und ein anderer erhebt betend die Hände. Für mich sind diese zwei Gesten nicht weniger wichtig. Auch wir haben die Aufgabe, auf diejenigen hinzuweisen, die Jesu Stelle hier auf Erden vertreten und für sie zu beten. Wenn einer nur lehrt, was er für richtig hält, und dabei nicht auf Jesus schaut, zerfällt die Einheit, die bekanntlich stark macht. Menschen benötigen Orientierung und Führung und dafür müssen wir beten. Unser Heiliger Vater bittet immer wieder um unser Gebet. Sehr oft hören wir Kritik über seine Botschaft. Ich kann es nicht ermessen, was überwiegt, das Gebet oder die Kritik. Die Kritik hört bzw. liest man halt viel öfter denn das Beten für ihn. Begeben wir uns mehr oder besser ausnahmslos auf die Seite derer, die für ihn beten, dann mag es ihm öfter gelingen, den Schlüssel zum Öffnen der Herzen, der ihm Anvertrauten zu finden. Wir haben eine großartige Aufgabe der Mitverantwortung. Er betet auch für uns, das kann man ganz besonders dann auch sehen, wenn er bei Reisen fremden Boden betritt, niederkniet und den Boden küsst.

Aber nicht nur er, auch unsere Bischöfe haben Leitungsverantwortung. Gerade gestern wurde unser neu ernannter Erzbischof Herwig Gössl in sein Amt als Erzbischof von Bamberg eingeführt. Er hat so zu sagen die Schlüssel dafür erhalten, die Menschen unseres Erzbistums und darüber hinaus zu Jesus Christus hinzuführen. Auf Jesus Christus schauen, das möchte er. Sein Wahlspruch „Tu solus dominus“ ist aus dem Gloria der Hl. Messe „Du allein bist der Herr!“ genommen. Dazu benötigt er unser aller Gebet. Als er vor einigen Wochen einen Termin bei uns in Kirchschletten absagen musste, hat er für unser Gebet für ihn und für das Erzbistum gedankt. Er baut und vertraut darauf. Er betet auch für uns. Das hat er ebenfalls versichert. In seinem heutigen ersten Hirtenbrief an uns Gläubige im Erzbistum dankt er für unser aller Gebet und bittet auch weiter darum. Beteiligen wir uns alle daran und ergreifen immer wieder den Schlüssel des Gebetes, dass Gottes Geist in den Verantwortlichen und in den Gläubigen wirken kann. Viele, zu viele haben sich von der Kirche abgewandt, jene können von den Predigern kaum mehr erreicht werden. Aber, wir alle können im Alltag dahingehend wirken, dass der Geist Jesu Christi sichtbar wird. Paulus fordert uns im Brief an die Kolosser auf: „Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“ Ich wünsche uns zu sehr, dass wir durch unser aller Beten und Handeln den Schlüssel zu den Herzen deren finden, die der Kirche den Rücken zugewandt haben oder noch nichts von ihr wissen.

Petrus hat den Schlüssel zum Himmelreich von Jesus erhalten. Wir haben auch einen solchen Schlüssel erhalten. Kinder, die ihre Taufe bewusst erlebt haben, etwa im Alter von acht Jahren vor ihrer Erstkommunion oder auch Erwachsene sind immer wieder fähig, ganz begeistert von ihrer Taufe zu erzählen. So wie Jesus bei seiner Taufe gehört hat: „Du bist mein geliebter Sohn!“, so dürfen auch wir unseren Namen einsetzen und sagen: „Maria, du bist meine geliebte Tochter!“ oder „Georg, du bist mein geliebter Sohn!“ Die Freude darüber sollte uns dazu verhelfen begeisternd von unserer Taufe, von unserem zu Jesus und zur Kirche gehören zu erzählen. Das vermag wiederum auch die Herzen der Mitmenschen für den Glauben an Jesus Christus und somit an das Himmelreich zu öffnen.

Es ist des Menschen große Freiheit, sich dem Guten zuzuwenden. Ich darf mich selbst dazu entscheiden. Er, Gott, gibt mir die Kraft dazu. Ich darf nicht alles, was mir Lust und Freude verschafft, ich muss lernen Grenzen anzunehmen. Der Mensch muss die Unversehrtheit des Mitmenschen achten, er darf ihn nicht missbrauchen. Da gibt es zu reden und zu mahnen, zu erklären und zu unterrichten. Da muss das Wohl des anderen in den Mittelpunkt gestellt werden und mein Ich in den Hintergrund.

Jesus weiß um die Schwäche des Menschen, schenkt Erbarmen und hat alle unsere Sünden auf sich genommen. Beim Sakrament der Versöhnung betet der Priester: „Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Und mit der Antwort: „Amen.“ stimmen wir dem zu, wir glauben, ja, so ist es.

Die Worte, die Jesus an Petrus gerichtet hat, werden zum großen Geschenk für uns, die wir sie glauben wollen. Beten wir dafür. Amen.

 

Für den 5. Fastensonntag (So. 17.03.2024) findet im Rahmen der Andacht um 14:00 Uhr in Vierzehnheiligen ein Fränkisches Passionssingen statt. Mit der Volksmusik Oberfranken: Kemmärä Kuckuck, Graatzer Dreigesang und Kronicher Maala