Am 1. Oktober 1978 trat sie in unser Kloster ein.
Lange Jahre später, im Jahr 2011, beschrieb sie selbst ihr Leben so:
"Mit 17 Jahren kam ich zum ersten Mal in dieses Kloster. Meine Freundinnen drängten mich dazu. Wir wollten zusammen mit unserem Kaplan meditieren und Fenster streichen. Mir gefiel es, mit Gleichaltrigen einmal zusammen ein Wochenende zu verbringen, weg vom Alltag daheim und in der Schule. Aber was noch viel schöner und beeindruckender war, das war die Gemeinschaft der Schwestern dort. So etwas hatten wir, die anderen und ich, sonst noch nicht erlebt.
Wir waren als Gäste herzlichst willkommen und wurden so richtig verwöhnt. Zusammen mit den Schwestern durften wir arbeiten und erlebten etwas Faszinierendes: Da war so viel Freude bei der Arbeit zu spüren, alle halfen zusammen, egal ob schwer oder schmutzig, und wir konnten einfach mitmachen. Unsere Mitarbeit erfuhr Anerkennung und Lob.
Das Ergreifendste aber war dann das Chorgebet der Schwestern. Wir konnten wiederum einfach dabei sein und dem Gesang der Schwestern lauschen. Wer sich traute, durfte auch mitsingen. Zuerst die Arbeit, dann das Gebet, dazwischen auch Essens- und Erholungszeiten, alles strahlte Ruhe und Frieden aus. Ich fühlte mich sehr angezogen und kam immer wieder an Wochenenden, auch alleine. Und mit der Zeit spürte ich ganz tief in mir, dass Gott mich hier haben wollte. Doch zuerst musste ich meine Ausbildung als Krankenschwester beenden.
Unmittelbar danach trat ich in die Klostergemeinschaft ein, um mein Leben ganz Gott zu schenken. So wie diese Schwestern wollte ich auch leben. Meinen erlernten Beruf hatte ich aufzugeben. Auto, Geld und sonstigen Besitz und nicht zuletzt Eltern, Geschwister und Freunde ließ ich hinter mir, um fortan als Benediktinerin, abgeschieden von der Welt, aber doch in der Welt, zu leben.
Bei der Einkleidung durfte ich mir einen neuen Namen wählen, symbolisch dafür, dass ein intensiveres Leben mit Jesus beginnt. Ich erhielt das benediktinische Ordensgewand, bestehend aus Habit, Gürtel, Skapulier und Schleier. Dieses äußere Zeichen erinnert die Menschen, die mir begegnen, und mich, dass ich mich Gott geweiht habe und zur Gemeinschaft der Benediktinerinnen von Kirchschletten gehöre.
Vier Jahre später schenkte ich mich bei der Ewigen Profess Jesus für immer durch die Gelübde der Beständigkeit, des klösterlichen Lebenswandels, welcher Armut und Ehelosigkeit beinhaltet, und des Gehorsams.
Die Beständigkeit, besagt, dass ich mich an diese konkrete Gemeinschaft binde, die von einer Äbtissin nach der Regel des Heiligen Benedikt geleitet wird. Die persönliche Armut bedeutet, dass ich nichts mein Eigen nenne. Allen gehört alles gemeinsam. Die Ehelosigkeit beinhaltet, dass ich auf einen Mann und auf eigene Kinder verzichte. Ich darf spüren, dass mich Jesus liebt, dass ich aus dieser Liebe lebe und dass ich sie ungeteilt an andere Menschen weitergeben muss. Der Gehorsam lehrt, mehr auf Gott zu hören, der durch Menschen zu uns spricht, als auf den eigenen Willen.
Nun bin ich schon mehr als 33 Jahre in dieser Gemeinschaft, welche sich aus unterschiedlichsten Nationalitäten und Charakteren zusammensetzt. Alle Schwestern von der jüngsten bis zur ältesten lassen sich durch abwechslungsreiche Arbeiten (Kirche, Haus, Gäste, Landwirtschaft, Wachswerkstatt, Schule) immer wieder neu herausfordern. Gemeinsam bestreiten wir dadurch unseren Lebensunterhalt, eine jede Schwester auf dem Platz, auf dem sie gebraucht wird. Wichtig ist die Offenheit für den Willen Gottes, für jede einzelne und für die gesamte Gemeinschaft.
Täglich ist die Arbeit, bei der nur das Notwendige gesprochen wird, vom gemeinsamen benediktinischen Chorgebet umrahmt und vom persönlichen Gebet durchdrungen, wofür das Schweigen der fruchtbare Boden ist. So darf ich im Alltag ganz konkret erfahren, dass Gott alle Wege mit uns geht, und dass ich bei IHM geborgen bin.
Das alles lässt zu einem größeren inneren Reichtum wachsen und reifen, der zufrieden, glücklich und frei macht. Wenn ich mich heute noch einmal für meinen Lebensweg entscheiden könnte, würde ich sofort wieder die gleiche Entscheidung treffen. Für mich kann ich mir keinen Platz auf dieser Welt vorstellen, an dem ich mehr Erfüllung finden könnte, denn die Hingabe an Gott im Dienst an den Menschen, die ich liebe, ist mir persönlich zum Lebenssinn geworden."
Am 11. November 2011 wurde Schwester Maria Mechthild Thürmer in einem feierlichen Gottesdienst mit H.H. Erzbischof Ludwig Schick zur neuen Äbtissin geweiht. Johannes Michel von "Nachrichten am Ort" hat einen Filmbericht "Äbtissinnenweihe in Kirchschletten 2011" über dieses Ereignis angefertigt.
Über den Alltag ihres Lebens in Kirchschletten wurde im Sommer 2015 ein Filmbericht "Leben im Kloster - Zu Besuch bei Mutter Mechthild Thürmer" erstellt.
Im November 2016 gab es für Mutter Mechthild gleich zwei Anlässe zum Feiern: am 11. November jährte sich ihre Äbtissinenweihe zum fünften Mal und am 16. November hat sie Namenstag. Die Schwestern, einige Mitarbeiter, Oblaten und Gäste nutzten die Gelegenheit und überraschten sie mit einer kleinen Feier.