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Stillsitzen Schweigen ist viel schwieriger als gedacht— ein Selbstversuch im Kloster

Datum:
Veröffentlicht: 24.5.18
Von:
Birgit Kühnlein

Zu Fuß? Da brauchen Sie ja ewig“, die Frau klopft neben sich auf den Beifahrersitz. „Kommen Sie, ich fahr Sie eben da hoch“.
Mit dem Auto sind es vom Bahnhof in Zapfendorf bei Bamberg nur ein paar Minuten bis zu meinem Ziel, zu Fuß wäre ich wohl
eine Dreiviertelstunde unterwegs gewesen. Ein bisschen Pilgerluft schnuppern — eigentlich wäre auch das ein ganz passender Auftakt
zum Wochenende gewesen. Vielleicht passt die freundliche Geste der Frau noch besser: Denn so habe ich noch einmal Gelegenheit
zu einem nettem Plausch, bevor ich die Autotür hinter mir zuwerfe und mich winkend verabschiede: von meiner netten Fahrerin — und dem Reden. Denn zum Schweigen bin ich hergekommen ins Kloster Maria Frieden in Kirchschletten. Ausgerechnet ich geschwätzige Ruhrpott-Schnauze mit noch geschwätzigeren italienischen Wurzeln will herausfinden, wie es ist, ein ganzes Wochenende in Schweigen zu verbringen. Als ich auf knirschendem Kies das Klostergelände betrete, werfe ich noch schnell einen Blick auf mein Smartphone. Dass ich es jetzt zum ersten Mal seit Monaten ausmache, sagt mehr über meine Gewohnheiten aus als mir lieb ist. Ich bin gerade alt genug, dass ich noch eine Kindheit ohne Handy erleben durfte — und gerade jung genug, dass mir das Ding im Alltag trotzdem viel zu oft wie eine Verlängerung des Armes in der Hand klebt. Doch auch das gehört zu diesem Wochenende: Nicht nur ich soll schweigen, auch die Welt .
Weiteren Bericht finden Sie im Anhang